Beinbruch vs. Seelenbruch

Noch immer bekommt man oft als Betroffener von psychischen Erkrankungen einen „Stempel“ aufgedrückt und erfährt teilweise wenig Verständnis. Gerade wenn man wegen psychischen Erkrankungen nicht mehr arbeitsfähig ist wird es schwierig. Neben dem eigenen Anspruch ja eigentlich „funktionieren“ zu wollen kommt noch die Angst vor den Reaktionen anderer Menschen auf den Ausfall. Wenn man das obligatorische gebrochene Bein hat ist es für jeden ersichtlich und verständlich warum man nicht in der Lage ist zu arbeiten. Gerade Traumatisierungen stellen aber förmlich einen „Seelenbruch“ dar. Es ist etwas Existentielles zu Bruch gegangen und muss im Endeffekt so langsam heilen wie ein Bein. Dieses Existentielle stellt in der Regel das Vertrauen dar. Sich plötzlich unsicher in einer vermeintlich sicheren Welt zu fühlen wirft einen regelrecht aus der Bahn. So wie man sich bei einem Beinbruch nicht fortbewegen kann genauso wenig flexibel ist man beim „Seelenbruch“ um auch neue Situationen und Veränderungen zu reagieren. Die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit versagen teilweise völlig. Selbst einfache Arbeiten, die sonst mit Links erledigt wurden, dauern nun viel länger oder sind teilweise ganz unmöglich. Das ist für Außenstehende natürlich weder zu sehen noch nachzuvollziehen. Ich habe hier die Erfahrung gemacht, dass es gewisses Maß an Ehrlichkeit sowohl mir als auch den Kollegen half. Ohne von ins Detail zu gehen, war ich im Kollegenkreis relativ offen was den Grund von längeren Krankschreibungen anging. Zu Vorgesetzen war ich sogar meist noch ehrlicher was den Krankheitsgrund angeht. Ich hatte das Glück immer in einem recht verständnisvollem Umfeld zu arbeiten…oder kam das Verständnis durch meine Offenheit? Wer weiß das schon. Eines weiß ich, ich habe damals damit anderen Kollegen geholfen. Sie haben sich im Nachhinein an mich gewandt und


Den Vergleich mit dem Beinbruch habe ich einst auch selbst mal gegenüber meinen Kollegen benutzt. Seelische Wunden müssen genauso heilen wie physische Wunden. Und es ist keine Schande dazu zu stehen. Es ist nur eine Schande darüber negativ zu urteilen.